Aussteigen – das ist keine Erfindung der Neuzeit. Gerade kreative Menschen suchten schon immer Rückzugsorte, an denen sie sich auch zusammentaten und dort der Hektik der Städte entfliehen wollten. Dorthin führt der Schweizer Autor und Ausstellungsmacher Andreas Schwab seine Leser in einem neuen Buch aus dem Verlag C.H. Beck.
Mit ihm vermag man dabei eine faszinierende Reise in die Zeit der Aussteiger zu unternehmen und in die Welt der Künstlerkolonien von Barbizon bis zum Monte Verità einzutauchen. Dort konnten sich ohne große soziale Kontrolle und in Abgrenzung zur bürgerlichen Gesellschaft neue Lebensstile zu entwickeln, die sich erst viel später breitere Bahn brachen – von einer freien Sexualität bis hin zur Frauenemanzipation oder dem Spiel mit verschiedenen Geschlechterrollen.

Dieses Netzwerk der Subkulturen erstreckte sich von Skagen an der Nordspitze Jütlands bis nach Tanger in Marokko, von Finistere in der Bretagne bis auf die griechische Insel Korfu. Diese „modernen Menschen“ lebten schon vor mehr als hundert Jahren das grenzenlose Europa. Und Schwabe begleitet einige Hauptprotagonisten dabei zu deren Traumdestinationen: Jean-Francois Millet, den Maler des französischen Realismus, etwa nach Barbizon, Alma Mahler-Werfel, die in der Musik-, Kunst- und Literaturszene gleichermaßen zuhause war, nach Altaussee, den großen Dichter Arthur Schnitzler nach Taormina, Gerhart Hauptmann nach Worpswede. Und natürlich darf auch die Schweiz nicht fehlen. Konkret der Monte Verità bei Ascona, wo er auf den Spuren der Ausdruckstänzerin Charlotte Bara wandelt.
Andreas Schwab: „Zeit der Aussteiger“; Verlag C.H. Beck, München 2021; 333 Seiten; 26 Euro