Gegen die Grausamkeit

Was sind die Ursachen für Unterdrückung und Gewalt (nicht nur) in Lateinamerika? Für Rita Laura Segato, die emeritierte Professorin für Anthropolgie und Bioethik an der Universität Brasilia steht fest: Die Wurzeln liegen in der sexualisierten Gewalt und auch im Welt- und Menschenbild des Kolonialismus.

Eine der wichtigsten Feministinnen Südamerikas plädiert in ihrem Buch Wider die Grausamkeit für einen „feministischen und dekolonialen Weg“ und macht auch Vorschläge dazu. Sie empört es, dass Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen (nicht nur) in Südamerika allzu oft einfach augenzwinkernd hingenommen würden und macht dafür die „kulturellen Zuschreibungen des lateinamerikanischen Machismus“ verantwortlich.

Segatos Position wurzelt nicht zuletzt in ihrer intensiven Beschäftigung mit Frauenmorden im mexikanischen Ciudad Jerez. Sie hat auch mit Vergewaltigern im Gefängnis gesprochen und dabei herausgefunden, dass deren Untaten nicht etwa wegen eines „sexuellen Defizits“ geschahen, sondern dass dahinter in Wahrheit der Wunsch nach Unterwerfung stecke. Dessen Hintergrund sei wiederum das „Machtmuster der Kolonialität“, das bis heute die Wirklichkeit in Lateinamerika präge. Und genau dem gelte es etwas entgegenzusetzen. Ihr Vorschlag: „Eine Strategie des Ungehorsams und ein widerständigen Unkonventionalität.“

Rita Laura Segato: „Wider die Grausamkeit“; übersetzt von Sandra Schmidt; mit einem Vorwort von Katja Maurer; mandelbaum Verlag, Wien und Berlin; 204 Seiten; 17 Euro

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