Ist die Stille gar nicht still? Diese Vermutung drängt sich zumindest auf, wenn man ein neues Buch aus dem Innsbrucker Limbus Verlag gelesen hat.
Bernhard Kathan schildert in seinem Essay, daß Stille (anders als in der Tourismuswerbung oder Anleitungen zur Meditation verheißen) keineswegs nur angenehm ist, sondern auch ihre unangenehmen Seiten hat. Wer hält es im Computer- und Smartphone-Zeitalter schließlich noch aus, daß rund um einen herum wirklich nichts passiert?

Geräusche, die man im hektischen Alltag nicht hört, können einen sogar ängstigen oder zumindest verunsichern. Und wenn man wirklich ganz allein ist, noch dazu in dunkler Nacht, wenn man auch weitgehend auf visuelle Eindrücke verzichten muss, dann spürt man: die Abwesenheit jeglicher Geräusche ist schlichtweg eine Fiktion: Die Stille mag geräuscharm sein, aber still ist sie nicht. Zumindest in der Welt von heute.
Und dennoch bricht Bernhard Kathan eine Lanze für sie. Und er plädiert dafür, in einer Zeit, in der echte Informationen immer mehr an Bedeutung verlieren, als Gegenpol auf die Leere, das Nichts und eben die größtmögliche Stille zu setzen.
Bernhard Kathan: „Stille“; Essay; Limbus Verlag, Innsbruck 2019; 104 Seiten; 9,90 Euro